Herbstausflug

Ich lade dich auf einen kleinen Herbstausflug ein. Nein, wir fahren nirgendwo hin. Wir gehen auch nicht wandern. Vielmehr nehme ich dich auf meine Joggingrunde im Wald von vergangenem Sonntag mit. Bist du dabei?

 

Es ist ein bewölkter Nachmittag. Am Morgen gab es etwas Regen. Ich überlege kurz, ob ich den Sonntag, anstelle des Joggens doch lieber gemütlich ein Buch lesend, auf dem Sofa verbringen sollte. Ich wische den Gedanken rasch bei Seite (sonst wäre ich doch noch auf dem Sofa gelandet), montiere meine Laufschuhe, schlüpfe in meine Sportbekleidung und trabe gemächlich los.

 

Der Fön ist wieder etwas stärker geworden. Ich liebe diesen weichen, warmen, verspielten Wind. Er macht mich frei und beschwingt. Meine Beine laufen wie von selbst. Der Waldweg, zugedeckt mit einer dicken Schicht farbigen Herbstlaubs, gibt bei jedem Laufschritt leicht nach. Herrlich! Es raschelt und rieselt überall. Das Geräusch fallender Blätter begleitet meinen Weg. Ich schaue nach oben. Tausende, tanzende Blätter zwirbeln durch die Luft.

 

Wie einfach die Bäume ihre Blätter dem Wind hergeben. Es geschieht so absichtslos, so selbstverständlich — wenn es Zeit ist Ein starkes Bild. Immer will ich alles beeinflussen, Prozesse beschleunigen, bin ungeduldig. Oder ich halte fest, Altes, Verbrauchtes, längst Verstaubtes. Die Farben des Herbstlaubes explodieren. Auf dem Höhepunkt geben sie nach und lassen los. Einfach.

 

Der Rhythmus des Laufens ist befreiend. Die warme Luft strömt ein und aus, und das Laub am Boden raschelt. Voller nährender Herbsteindrücke komme ich heim, ziehe meine Schuhe aus und lasse mich zufrieden auf dem Sofa nieder. Welch schöner Herbstausflug. Findest du nicht auch?